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Intern | 31. August 2020

„Die Landwirtschaft findet für die großen Herausforderungen dieser Zeit meist eine Lösung“

„Die Landwirtschaft findet für die großen Herausforderungen dieser Zeit meist eine Lösung“

Kaum eine Branche ist so unmittelbar von den derzeitigen globalen Herausforderungen betroffen wie die Agrarbranche. Der Klimawandel, ein steigendes Umweltbewusstsein und nun auch noch Corona sorgen für Planungsunsicherheit und erfordern ein Umdenken. Nach dem jüngst überwundenen „Hoch Detlef“ haben wir uns gefragt: Was passiert eigentlich in einer Branche, die momentan von allen Seiten mit Wandel konfrontiert wird?

Klar ist: Die andauernde Trockenheit und wochenlange Hitzewellen machen den Landwirten besonders zu schaffen. „Wir befinden uns im dritten Sommer ohne wesentlichen Regen in Teilen Deutschlands“, beschreibt Christopher Braun die aktuelle Situation. Braun leitet das Kompetenzteam Agrarwirtschaft im Firmenkundengeschäft der DZ BANK und spricht regelmäßig mit den Landwirten in Deutschland. Ein Ende der extremen Temperaturen ist trotz aller Bestrebungen, den Klimawandel aufzuhalten, in den kommenden Jahren nicht in Sicht. „Die Landwirte wissen: Sie müssen auf die sich verändernden Bedingungen reagieren, wenn sie weiterhin erfolgreich Ackerbau und Viehhaltung betreiben wollen.“

Und auch ein zweites Thema bereitet den Landwirten Kopfzerbrechen: die Afrikanische Schweinepest. Über den Umweg Russland ist die Virusinfektion, mit der sich auch Nutztiere anstecken können, mittlerweile in Polen angekommen. Sollte sie es bis zu den deutschen Höfen schaffen, drohen Betriebsschließungen. „Für die exportorientierten deutschen Landwirte, die Fleisch- oder Milchprodukte in die ganze Welt verschicken, wäre das natürlich denkbar ungünstig“, so Braun. Ein Impfstoff gegen die Afrikanische Schweinepest ist derzeit jedenfalls noch nicht in Sicht.

Immerhin zeigen sich die Landwirte mehrheitlich recht corona-resistent. „Die Pandemie geht an den Agrarbetrieben hierzulande bislang fast spurlos vorbei“, erklärt Christopher Braun: „Ein Glück, denn dieser Wirtschaftszweig ist durchaus systemrelevant.“ Zwar habe es insbesondere für die Sonderkulturbetriebe – wie etwa den Spargel- und Erdbeerbauern – einen Engpass gegeben, als die Erntehelfer aus dem Ausland aufgrund der Reisebeschränkung gefehlt haben. Und auch die Milchbauern haben vorübergehend fallende Milchpreise zu spüren bekommen, als Exporte corona-bedingt zurückgefahren werden mussten. Doch das hat sich wieder weitgehend relativiert: „Nennenswerte Verluste sehen wir bei unseren Kunden derzeit nicht.“ Zu diesen zählen vor allem die größeren Betriebe in Deutschland.

Die Landwirte werden kreativ: Technologien als schlagkräftige Antwort

Eine im Frühjahr dieses Jahres veröffentlichte Studie der DZ BANK prognostiziert den Höfen in Deutschland einen Strukturwandel: Die Anzahl an landwirtschaftlichen Betrieben dürfte der Studie zufolge bis zum Jahr 2040 von 367.000 auf 100.000 sinken, da viele durch ausbleibende Nachfolger und zum Teil fehlende Produktivität aufhören oder sich zusammenschließen. Somit steigt die durchschnittliche Betriebsgröße der einzelnen Höfe. Starkes Wachstum verzeichnen dabei vor allem die ökologisch bewirteten Bauernhöfe: Statt derzeit 10 Prozent dürften sie bis 2040 etwa ein Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands ausmachen – auch, weil einige Landwirte umdenken und ihren Betrieb in Richtung Bioproduktion umrüsten.

Am Beispiel des Wandels hin zu einer nachhaltigeren Agrarindustrie zeigt sich: Die Landwirte lassen sich von den Herausforderungen nicht einfach überrollen, sondern reagieren entschlossen. Und an Ideen mangelt es nicht. „Das Image des einfachen Bauernhofes ist längst überholt“, sagt Braun. „Stattdessen haben wir es in der Agrarwirtschaft vermutlich mit der innovativsten, flexibelsten und technologisch fortschrittlichsten Branche in Deutschland zu tun.“ Es kommt nicht von ungefähr, dass es mittlerweile eine eigene Startup-Szene gibt, die sich speziell mit Lösungen für eine moderne Landwirtschaft beschäftigt.

Das Ergebnis davon? Vor allem die größeren Betriebe setzen schon länger auf smarte Lösungen wie Precision Farming, die mittels digitaler Verfahrenstechniken die genaue Ertragsfähigkeit eines Ackers bestimmen können. Dabei fahren mit GPS-Empfängern ausgestattete Landmaschinen oder Drohnen über das Feld. Anhand der gesammelten Datensätze kann der Landwirt bestimmen, welche Düngung und Pflanzenschutz notwendig sind und wo er gegebenenfalls nachjustieren muss. An solchen Daten können Landwirte sogar ableiten, auf welche Getreidesorten sie in Zukunft setzen sollten, wenn sich die Bedingungen auf den Äckern klimabedingt ändern.

Mit Hilfe der Banken rüsten sich die Landwirte für die Zukunft

Das gesteigerte Bewusstsein für nachhaltige Standards spüren auch die Kollegen im Agrar-Kompetenzteam der DZ BANK. Es zeigt sich deutlich in den Finanzierungsanfragen, die die Bank seitens der Kunden erreichen. Viele von ihnen fragen verstärkt nach langfristig laufenden Krediten, bei denen ganze Anlagen erneuert und den nachhaltigen Standards entsprechend fit gemacht werden – kurzum, mit denen der Hof zukunftsfest gemacht werden soll. „Dazu zählen zum Beispiel große Gewächshausanlagen, Biogasanlagen oder auch Betriebsübernahmen“, so Christopher Braun. „Um die Landwirtschaft in Deutschland muss man sich keine allzu großen Sorgen machen. Die Branche hat bewiesen, dass sie für die großen Herausforderungen dieser Zeit meist eine Lösung finden kann.“

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