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DZ BANK Gruppe | Payment | 26. August 2021

Presseworkshop: „Der digitale Euro könnte das zweistufige Bankensystem abschaffen“

Im Juli hat die Europäische Zentralbank (EZB) entschieden, den digitalen Euro auf den Weg zu bringen. Viele Details sind noch unklar, zum Beispiel welchen Nutzen die neue Geldform für die Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft hätte oder auf welcher technologischen Basis sie sinnvollerweise konzipiert werden sollte. Um Licht ins Dunkel zu bringen, fand am 25. August 2021, ein Workshop für Journalisten zum digitalen Euro statt. In den Räumen der DZ BANK haben Thomas Ullrich, Devisen-Analyst Sören Hettler, Zahlungsverkehrsexperte Claus George und der Unternehmer Stephen Hartmetz anhand von acht Thesen dargelegt, was Unternehmen und Bürger erwartet. Die entsprechende Unterlage zum Presseworkshop finden Sie hier.

„Die Abschaffung des Bargelds als Zahlungsmittel treiben die Bürgerinnen und Bürger voran, nicht die EZB“, kommentiert Sören Hettler die Debatte um ein mögliches Ende von Scheinen und Münzen. Schließlich nutzen im Alltag immer weniger Menschen Bargeld: Laut aktuellen Zahlen des EHI Retail Institute zahlten Kunden 56,3 Prozent des stationären Handelsumsatzes im Jahr 2020 per Karte. Der Baranteil macht nur noch 40,9 Prozent aus. Damit ist der Vorwurf, die Zentralbank wolle das Bargeld abschaffen, um den Leitzins zu senken, laut Hettler haltlos. Zwar brauchen die Verbraucher den digitalen Euro derzeit nicht. „Perspektivisch ist eine digitale Zentralbankwährung aber sowohl aus Sicht der Bevölkerung als auch der Notenbank sinnvoll. Das zeigt sich in skandinavischen Ländern, wo vielerorts Bargeld nicht mehr akzeptiert wird“, sagt Hettler.

Konto bei der EZB: Mehr Nachteile als Vorteile

Bezüglich der technischen Ausgestaltung prüft die EZB verschiedene Alternativen, von blockchainbasierten Lösungen bis hin zu einer von den Geschäftsbanken geführten Wallet. Ein Konto für alle bei der EZB hätte nach Ansicht von Thomas Ullrich mehr Nachteile als Vorteile, sowohl für die EZB als auch für die Geschäftsbanken. „Ein so konzipierter digitaler Euro hätte das Potenzial, das zweistufige Bankensystem abzuschaffen. Es würde den Abfluss von Bankeinlagen sowie deren Wegfall als Refinanzierungsquelle nach sich ziehen“, erklärt Thomas Ullrich. Für die Zentralbank würde es einen enormen bürokratischen Aufwand bedeuten, wenn Banken als Intermediäre wegfallen. Deswegen gilt es, die funktionale Trennung zwischen EZB und Geschäftsbanken zu erhalten.

Aufgabe der Geschäftsbanken ist es, Innovationen für ihre Kunden zu schaffen und das Giralgeld weiterzuentwickeln. „Wenn wir jetzt nicht handeln, könnten uns bald die Big Techs mit eigenen Angeboten im Zahlungsverkehr ersetzen“, sagt Claus George, Gruppenleiter Lösungsmanagement in TM. Großes Potenzial für Unternehmen sieht er in einem Giralgeld-Token auf Blockchain-Basis. „Triggerlösungen, die als Brücke zwischen der Blockchain-Technologie in Unternehmen und dem traditionellen Zahlungsverkehr fungieren, haben wir bereits erfolgreich im Innovation LAB der DZ BANK erprobt.“ Es sind allerdings noch nicht alle Unternehmen ausreichend auf diese Veränderungen vorbereitet. „Das Interesse entsteht über die Technik-Affinität eines Unternehmens. Der Maschinenbausektor ist hier naturgemäß sehr weit.“

EZB muss an Tempo zulegen, um wettbewerbsfähig zu bleiben

Seit 2020 arbeitet die DZ BANK mit dem Start-up PayperChain zusammen. Auch hier hat man im Innovation LAB der Bank begonnen. Das Unternehmen bietet eine blockchainbasierte B2B-Plattform an, die Maschinenherstellern Abrechnungen von Pay-per-use Modellen ermöglicht. PayperChain ist eine Tochter der Simoldes Group und genau für diese Bedürfnisse aus der Industrie für die Industrie entwickelt worden. „Die Industrie braucht die Zuarbeit der Banken, damit sie das volle Potenzial der Blockchain-Technologie heben kann“, sagt Stephen Hartmetz, Gründer und CEO von PayperChain. Beim Start des digitalen Euro war ihm die Zentralbank zu zögerlich: „Gerade im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr sind digitale Währungen hochrelevant. Die EZB ist im internationalen Vergleich spät gestartet und muss nun an Tempo zulegen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“

 

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