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Trends & Technologie | 15. Januar 2018

Endlich, wir sprechen wieder!

Beitrag von Nadine Brecht*

Die natürlichste Art der Kommunikation war schon immer die Sprache. Wenn die Entfernung zwischen zwei Menschen zu groß wurde, um mit Worten zu kommunizieren, haben wir uns in der Vergangenheit mit Briefen beholfen, die leider aber oftmals wochenlang unterwegs waren, bis sie beim Empfänger landeten. Eine frühe Form von Whatsapp hatten übrigens die Indianer mit ihren Rauchzeichen. So konnten über weite Entfernungen hinweg Botschaften in „Echtzeit“ übermittelt werden.

Am 26. Oktober 1861 sollte sich die Kommunikation für immer verändern: Mit der Erfindung des Telefons konnten wir nun über weite Entfernungen hinweg in Echtzeit miteinander kommunizieren – wir fingen an zu telefonieren. Seitdem hat sich viel getan: Kommunikation wurde mobil und heute können wir ortsunabhängig mit jedem überall und zu jeder Zeit reden.

Die nächste disruptive Veränderung kam 2007, als jemand der Meinung war, uns fehle „one more thing“: Steve Jobs hat mit der Erfindung es iPhones die Kommunikation der Neuzeit revolutioniert. Mit der Konsequenz, dass wir beinahe das Sprechen verlernt haben und der Sinn des Lebens um die Suche nach kostenlosem WLAN und Akku erweitert wurde. Wir entwickelten uns allmählich zu Smombies, die ihre Nase den ganzen Tag in ihre Smartphones stecken und Botschaften lieber tippten als sie auszusprechen. Zum Glück war Steve ein kluger Kopf und fand für dieses Problem schnell eine Lösung: Die Geburtsstunde von Siri. Seit 2011 sprechen wir also wieder. Leider nicht miteinander, sondern mit Siri. Und Siri kann mehr, als nur sprechen: Siri sagt uns auf Zuruf wie das Wetter wird, Siri schreibt für uns Nachrichten, Siri ruft bei Mama an und Siri öffnet unsere Apps,  ohne dass wir hierfür einen Finger krümmen müssten. Siri ist zu unserer digitalen Assistentin geworden, mit der wir auf Zuruf unser Smartphone steuern können.

Unsere Kommunikation wurde im Laufe der Zeit also immer digitaler – genau wie unsere „Assistenten“: Wir haben plötzlich nicht mehr Oma gefragt, etwas für uns zu tun, sondern Siri und seit 2016 auch Alexa. Und Alexa hat das Ziel, nicht weniger als unsere komplette Lebenswelt per Sprachbefehl zu steuern – von zu Hause aus, auf der Couch! Neben kleinen Annehmlichkeiten, wie der Bestellung einer Pizza, das Aus – und Einschalten des Lichts (wenn man denn die passenden „smarten“ Glühbirnen hat) oder das Einkaufen bei Amazon mittels Sprachbefehl, hat Alexa auch Banking drauf. In Deutschland zwar aktuell aus diversen Gründen noch unmöglich, kann man bspw. über den Skill der US-Bank CapitalOne Überweisungen per Sprachbefehl durchführen.

Die erste Volksbank, die einen Schritt in diese Richtung gegangen ist, die Volksbank Ortenau. Diese hat einen Skill entwickelt, mit dem man Öffnungszeiten und Telefonnummern der örtlichen Filialen erfragen kann und darüber hinaus diverse Informationen, bspw. zu Aktienkursen, erhält. Auch beantwortet Alexa grundlegende Fragen rund um das Thema Banking. So erhält man eine ausführliche Erklärung, wenn man Alexa fragt, was eine Überweisung ist. Aktiviert wird der Skill mit dem Befehl: „Alexa, frage Volksbank…“ Auch andere Banken arbeiten an intelligenten Assistenten, die bequemes Banking über Spracheingabe ermöglichen und unter dem Buzzword „künstliche Intelligenz“ einzuordnen sind. Die Bank of America hat hierfür Erica entwickelt und in ihre App integriert. Und Erica kann weit mehr, als eine Überweisung auf Zuruf tätigen: Sie gibt auf Grund einer Zahlungsstromanalyse Tipps zum Sparen, rät, Geld umzuschichten, wenn es Sinn macht oder ermahnt, wenn eine Rechnung fällig wird. Auch Siri kommt hier wieder ins Spiel: Seit 2016 ist es auch in Deutschland möglich, PayPal-Überweisungen per Sprachbefehl an andere Nutzer durchzuführen. Bei den Volksbanken ist diese Funktion vergleichbar mit Geld senden und anfordern (Geldbeträge einfach per Smartphone von einem Privatkonto auf ein anderes Privatkonto senden – ohne Eingabe der IBAN). Informationen werden nicht mehr mühsam eingetippt, sondern einfach gesprochen: „Hey Siri, sende 10 € an Martin für Bernds Geschenk.“

Viele Fragen sich in diesem Zusammenhang wo der Datenschutz bleibt? Schließlich hört Alexa im Hintergrund alles mit, um auf Befehl reagieren zu können. Zudem werden alle Sprachbefehle und -botschaften dauerhaft in der Amazon-Cloud gespeichert, um die Spracherkennung zu verbessern. Auch die Sicherheit ist ein großes Thema, wenn jeder, der bei mir zu Hause ist, einfach per Sprachbefehl Überweisungen mit Alexa von meinem Konto tätigen könnte. Bei CapitalOne verlangt Alexa zum einloggen ins Banking eine Pin – ähnlich wie beim Geldholen am Automaten oder beim Online-Banking. Bei Erica kann man sich mittels Stimmerkennung einloggen – diese ist so individuell wie ein Fingerabdruck.

Wie schon erwähnt, ist sprachgesteuertes Banking mit Alexa in Deutschland aktuell (noch) nicht möglich. Auf lange Sicht, wird dies aber natürlich auch bei uns Einzug halten, es zeichnet sich heute schon ab, dass die Abfrage des Kontostands eine erste Funktion sein wird, auf die man mit Alexa zugreifen kann. Trotz Sicherheitsbedenken und Datenschutz ist Voice Banking ein „heißes“ Thema, das in den nächsten Monaten stark an Relevanz gewinnen wird. War es noch vor einiger Zeit „mobile first“, was Unternehmen antrieb, ist es nun „voice first“, an dem viele mit Hochdruck arbeiten. Sich dagegen zu sträuben macht also keinen Sinn. Wir sollten vielmehr versuchen, das ganze Thema „künstliche Intelligenz“ positiv zu sehen und offen damit umgehen.

Wer hier noch Berührungsängste hat,  sollte sich einfach mal auf die „gute alte Zeit“ zurückbesinnen, wo David Hasselhoff zusammen mit seinem sprechenden Superauto KITT auf Verbrecherjagd ging. Das fanden wir alle toll und jeder wollte so ein cooles Auto besitzen – diese Zukunftsvision von damals ist heute in großen Teilen schon realisiert worden (Tesla).  KITT ist nichts anderes, als eine künstliche Intelligenz in Form eines Autos. Wem das immer noch nicht genügt, dem sei Wall-e ans Herz gelegt, eine künstliche Intelligenz, in die wir uns 2008 alle kollektiv verliebt haben, weil er die Welt ein bisschen besser machen wollte – und das sogar ganz ohne viele Worte.

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*Nadine Brecht ist Trainee der DZ BANK im Bereich „Innovation & Digitalisierung“. Aktuell unterstützt sie das Vertriebsmanagement der Vereinigten Volksbank in Böblingen.

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