Finanzdienstleister der Zukunft (These 6): End-to-End-Digitalisierung im Firmenkundengeschäft und Smart Contracts
Wie könnte der Finanzdienstleister der Zukunft aussehen? Das ist eine Frage, die wir uns auch in der DZ BANK Gruppe stellen. Die Antwort darauf ist keineswegs trivial. Wer sich die Mühe machen will und nur die Studien und Fachbeiträge eines Monats anschaut, der wird ein sehr buntes aber keineswegs klares Bild daraus gewinnen, wie Banking in zehn Jahren betrieben wird.
Das ist kein Wunder, denn täglich gibt es neue Entwicklung, technische Trends, von denen einige übermorgen wieder verschwunden sind und andere sich weiterentwickelt haben. In unserer gruppeninternen Diskussion mit den Innovations- und Produktmanagern der DZ BANK Gruppe haben wir die Zukunft der Finanzdienstleistungen in verschiedene Thesen aufgeteilt. In der sechsten These haben wir uns die End-to-End-Digitalisierung vorgenommen.
Der Begriff “End-to-End-Digitalisierung” wird häufig verwendet, aber selten erklärt. Entsprechend unscharf ist das Verständnis. Grob kann man sagen, dass alle für ein Produktangebot notwendigen Kunden- und Transaktionsdaten technisch weitestgehend automatisiert verarbeitet werden. Für Finanzdienstleistungen werden meist zwei Aspekte getrennt, nämlich die digitale End-to-End-Verarbeitung in Richtung und mit dem Kunden und die der internen Transaktionsverarbeitung.
Wertschöpfungsprozesse bis zum Bezahlen
In der Zukunft werden Geschäftspartner und Banken ihre Wertschöpfungsprozesse über Handels-, Transaktions- und Kommunikationsplattformen unternehmensübergreifend noch enger miteinander vernetzen und automatisieren. Beispiele dafür liefern bereits seit einigen Jahren die Automobilunternehmen. Hier wird etwa über Sensoren die Produktion und die Lagerhaltung überwacht, automatisch Verbrauchsmaterialien nachbestellt und die korrekte Lieferung überwacht. Nach Eingang der Lieferung kann dann der Bezahlvorgang automatisch ausgelöst werden.
Im digitalen Handel werden bereits heute Preis- und Leistungsoptimierungen automatisch über Algorithmen und künftig stärker über Systeme mit künstlicher Intelligenz laufend analysiert und angepasst.
Künftig wird dies auch Finanzdienstleistungen beinhalten. In solche Prozesse werden standardisierte Finanzdienstleistungen, wie Zahlungen, Garantien, Kredite und Zahlungsmethoden automatisiert und rechtssicher integriert. Dies erfolgt analog der engen Integration heutiger Zahlungsprozesse etwa beim Einkauf über Amazon oder beim Abschluss von Versicherungen im Zusammenhang mit dem Kauf eines Produkts (z. B. Smartphoneversicherung durch Schutzklick).
Smart Contracts als Beispiel für End-to-End-Digitalisierung
Ein anderes Beispiel für End-to-End-Digitalisierung sind sogenannte Smart Contracts. Das sind Computerprotokolle, mit denen Verträge abgebildet, überprüft und deren Abwicklung automatisiert werden kann. Und zu dieser Abwicklung gehört natürlich auch die Bezahlung. Die Vertragsausführung wird automatisch überwacht und bei Eintritt bzw. Ablauf eines Ereignisses, werden die Verträge automatisch erfüllt und damit auch bezahlt. Vertragliche Inhalte werden hier also nur digital über Programmierbefehle umgesetzt und ohne Einschaltung einer Person abgewickelt.
Daneben sind standardisierte Bankdienstleistungen für B2C-Produkte in Drittanwendungen integriert (wie z. B. in Messenger Apps wie WeChat oder Facebook Messenger und in Sprachanwendungen wie Amazon Alexa). Finanzdienstleister könnten so den Kundenkontakt verlieren, weil sie nur im Hintergrund aktiv sind. Der moderne Finanzdienstleister hat aber Methoden und Verfahren entwickelt, damit dies nicht passiert.
Ergänzende Lesehinweise
- Andrew Birmingham, The algorithm will drive digital business in the next wave, says Gartner
- Tom Lawrie-Fussey, The evolution of frictionless payments
- Jochen Fuchs, Immer der beste Preis: Amazon startet Tool zur automatischen Preisanpassung
- FH Münster, Kryptowährungen und Smart Contracts
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