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Finanzierung | Fintech | Trends & Technologie | 20. November 2017

Milliardenbewertungen von FinTech-Startups – Wie können FinTech-Startups realistisch bewertet werden? (1/2)

In den Medien werden jungen Finanztechnologie Unternehmen, sogenannten „FinTech-Startups“, oftmals enorm hohe Unternehmenswerte zugeschrieben, die etablierte Player in den Schatten stellen. Laut einer Studie von PWC sind in den letzten vier Jahren weltweit 40 Milliarden Euro in FinTechs investiert worden – Tendenz steigend. Es stellt sich die Frage, wie solch hohe Unternehmenswerte zu Stande kommen und wie ein FinTech-Startup überhaupt bewertet werden kann? Im Rahmen meiner Masterthesis habe ich die Bewertung von FinTech-Startups untersucht und ein neues Bewertungsverfahren für FinTech-Startups entwickelt.

Wieso sind Fintech-Bewertungen wichtig?

Vor dem Hintergrund der Digitalisierung, Technologisierung und des sich verändernden Kundenverhaltens wächst die öffentliche Aufmerksamkeit in Bezug auf FinTech-Startups. Sie schaffen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen neue Kundenerlebnisse, die das Leben der Kunden digitalisieren und vereinfachen. Die Innovationskraft, Geschwindigkeit und Flexibilität der FinTechs sind Wettbewerbsvorteile, die traditionelle Banken benötigen, um nachhaltig erfolgreich zu bleiben. Aus diesen Gründen werden Unternehmenskäufe, Beteiligungen und strategische Kooperationen auch für etablierte Finanzdienstleistungsunternehmen immer wichtiger.

Herausforderungen bei der Bewertung von FinTech-Startups

Banken und andere Investoren stehen im Rahmen einer Unternehmenstransaktion vor der Herausforderung, einen geeigneten Unternehmenswert für ein FinTech-Startup zu ermitteln.

Abgesehen von einer allgemeingültigen Definition eines FinTechs-Startups gibt es bei der Bewertung im Wesentlichen zwei Probleme:

  1. Es gibt zahlreiche Einflussfaktoren auf einen Unternehmenswert, aber nur wenige Informationen zur Historie und Vergleichbarkeit von FinTech-Startups.
  2. Es existieren keine „klassischen“ Bewertungsverfahren für FinTech-Startups und traditionelle Bewertungsmethoden eignen sich nur bedingt.

Vielseitige Einflussfaktoren auf den Unternehmenswert

Die Einflussfaktoren auf den Unternehmenswert im Allgemeinen sind sehr vielfältig und können beispielsweise in sechs Kategorien unterteilt werden

Eigene Darstellung in Anlehnung an Wipfli, C. (2001): Unternehmensbewertung im Venture Capital-Geschäft. Herleitung von Einflussfaktoren und deren empirische Überprüfung in der Praxis.

Die Qualität des Managements beeinflusst maßgeblich den zukünftigen Erfolg des Jungunternehmens. Zu den Qualitätsmerkmalen des Managements gehören zum Beispiel Fachkenntnisse, Branchenerfahrung und kaufmännische Kenntnis, aber auch unterschiedliche Softskills. Der Reifegrad des FinTechs hängt unter anderem vom Zeitpunkt der Bewertung ab und bestimmt den Unternehmenswert. Zudem sind die Datenhistorie und Vergleichbarkeit von Jungunternehmen mit dem Zeitpunkt verbunden. Die Wertermittlung wird auch durch das Finanzmarktumfeld beeinflusst. Das allgemeine Zinsniveau beeinflusst das Angebot und die Nachfrage von Kapital, was sich auf Unternehmenswerte auswirkt. Hinzu kommen Investitionstrends in beispielsweise neue Technologien oder angesagte Branchen, die ebenfalls Preise bestimmen. Nicht zuletzt ist ein Unternehmenswert abhängig vom Interesse des Investors. Ein Investor mit strategischem Interesse ist bereit, höhere Preise zu akzeptieren im Vergleich zu einem Investor mit rein finanziellem Interesse. Das Risiko einer Investition ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig und bestimmt das erwartete Rendite-Risiko-Verhältnis aus Sicht des Investors. Absatzprognosen zählen ebenfalls zu den wesentlichsten Einflussfaktoren auf die Unternehmenswertermittlung, da viele Unternehmensbewertungsmethoden sich an Kennzahlen wie beispielsweise dem erwarteten Umsatz orientieren. Es gibt zahlreiche weitere Einflussfaktoren, die in unterschiedliche Bewertungsmethoden einfließen und damit den Unternehmenswert prägen.

Häufig genutzte Startup-Bewertungsverfahren

Laut verschiedener Studien werden zur Bewertung von Startups häufig die Venture Capital Methode, Multiplikatorverfahren, Discounted Cashflow Methoden und oftmals noch das Substanzwertverfahren angewandt. Alle Bewertungsverfahren zeigen in der Anwendung unterschiedliche Ergebnisse, die hinterfragt werden sollten. Nach einer Analyse der Verfahren stellte ich fest, dass die Bewertungsmethoden aufgrund geringer Datenhistorie, hoher Unsicherheit und Nichtberücksichtigung der Charakteristika von FinTechs in klassischer Form für FinTech-Startup-Bewertungen nur eingeschränkt sinnvoll sind. Aus diesen Gründen musste ich ein neues Bewertungsverfahren konzeptionieren, dass diese Probleme berücksichtigt.

Zwischenfazit

Es existiert eine Vielzahl von Einflussfaktoren auf den Unternehmenswert eines FinTech-Startups, die nur zum Teil in einzelnen Bewertungsverfahren berücksichtigt wird. Die Informationsbasis ist sehr gering aufgrund der jungen Vergangenheit des Unternehmens und bisherige klassische Bewertungsverfahren sind nicht uneingeschränkt anwendbar. Es wird ein neues mehrdimensionales Bewertungsverfahren benötigt, das diese Probleme berücksichtigt. Das Bewertungsverfahren erläutere ich im zweiten Teil des Blogbeitrags.

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