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Foto: Torsten Silz
Innovationsmanagement | 2. September 2016

Achtung: Innovationsschutzgebiet!

„Innovationsschutzgebiet“ haben wir im Team als Namens-Idee verworfen, tatsächlich heißt es schlicht „DZ BANK Innovation LAB“ (mehr zum Konzept gibt’s hier). Die Schlagzeile „DZ BANK errichtet Innovationsschutzgebiet“ hätte in meinen Augen auch Charme gehabt. Es klingt zumindest spektakulärer, denn ein Innovation Lab gehört – vernünftiger Weise – inzwischen auch bei Banken zum Standardrepertoire. Um den „Spektakulär-Faktor“ zu erhöhen kann man an der Anzahl der parallel betriebenen Labs, der Höhe des kommunizierten Budgets oder der Exotik der Standorte drehen. Unser LAB befindet sich in einem umgestalteten Großraumbüro, in Frankfurt, im Hauptgebäude der DZ BANK, Silicon Valley ca. 9.000 km entfernt. Total unspektakulär also? Im Gegenteil: Spektakulär unspektakulär und genau deshalb angemessen.

 

Innovationsschutzgebiet

#COPYRIGHT#

Plattform für Innovationen und Stärkung der Unternehmenskultur

Das Innovation LAB ist für uns ein wichtiger Baustein im Innovationsmanagement der DZ BANK und ein logische Weiterführung des Gedankens hinter dem Format GENOHackathon. Zwei Ziele stehen im Fokus: (1) Den Fachbereichen der DZ BANK eine Plattform bieten, um Ideen mit agiler Methodik schneller als bisher möglich zu einem übergabefähigen Prototypen zu entwickeln, und (2) einen Beitrag zur Stärkung der Unternehmenskultur in der Bank zu leisten, indem möglichst viele Kolleginnen und Kollegen die Mentalität der Arbeit im LAB live miterleben.

Mehr als ein Raum

Damit war klar, dass für unser LAB keine isolierte Satelliten-Lösung in Frage kommt und es zwar anders sein soll als der „normale“ Bankarbeitsplatz, es sich aber auch nicht als kompletter Fremdkörper anfühlen darf. Grundsätzlich sind vielfältige Ausgestaltunsgmöglichkeiten denkbar. Entscheidend ist, dass dahinter ein inhaltliches Konzept steht und man eine klare Vision hat, was man erreichen will. Nur weil es irgendwo einen Raum mit bunten Wänden und einem Haufen Technik-Spielzeug gibt, ist die eigene Organisation keinen Schritt weiter oder innovativer. Wenn das Ziel beispielsweise eine möglichst hohe Frequenz von Ausgründungen – losgelöst vom bisherigen Geschäft – ist und dafür eine maximale Vernetzung mit der Gründerszene wichtig ist, ja klar, dann baue ich so ein Lab nach Berlin oder direkt ins Valley. Wir haben uns bewusst für eine andere Richtung entschieden.

Der richtige Name

Ob Kind, Hund, Goldfisch oder – laut Umfrage vor allem für Fahrerinnen ein Thema – das Auto: Den richtigen Namen zu finden ist nicht einfach. Er soll gut klingen und eine inhaltliche Bedeutung haben, darf sollte aber nicht zu exotisch sein (auf letzteren Punkt hätte der Standesbeamte die Eltern von Matt-Eagle und Schokominza ggf. noch einmal hinweisen sollen). Mit Blick auf diese Anforderungen ist „Innovation LAB“ eine gute Wahl: In einem Labor wird experimentiert und Neues ausprobiert. Fehlschläge gehören mit zum Konzept. Bevor ein Produkt marktreif ist, wird es regelmäßig mit Kunden verprobt und iterativ verbessert.

Beliebte Variationen

Eine weitere verbreitete Variante ist „Innovations-Werkstatt“. Gefällt mir auch gut, klingt etwas rustikaler und pragmatischer: Innovationen sind harte Arbeit. Da wird an Prototypen geschraubt. „Innovation Hub“ stellt den Gedanken der Vernetzung in den Vordergrund. Der Hub als Knotenpunkt eines Ökosystems für Innovationen, nicht isoliert sondern vernetzt mit internen und externen Partnern. Im LAB der DZ BANK werden in erster Linie Themen mit interner Ausrichtung bearbeitet. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der Aspekt der externen Vernetzung in weiteren Durchlaufen wichtiger werden wird. Eins der Pilot-Themen basiert bereits auf der Verzahnung mit einem Start-up.

Externer Schutzbedarf eingeschränkt

Auch wenn es am Ende ein „Innovation LAB“ und kein „Innovationsschutzgebiet“ geworden ist, hat mich dieser beim Brainstorming entstandene Namens-Vorschlag zum Nachdenken angeregt: Sind Innovationen in Banken eine bedrohte Spezies? Vor wem muss man sie schützen? In der Industrie oder Pharma-Branche lautet eine Antwort sicherlich „neugierige Wettbewerber“. Angesichts enormer Ausgaben für Forschung und Entwicklung herrscht mit Blick auf Innovationen höchste Geheimhaltungsstufe. Bei Banken ist dieser Aspekt weniger stark ausgeprägt: „Hey, wir beschäftigen uns mit der Blockchain-Technologie und sehen Potenzial in Big- bzw. Smart-Data-Ansätzen, was für eine Überraschung!“

Lösungsansätze statt Restriktionen

Relevanter ist der Schutz vor hemmenden Einflüssen innerhalb der eigenen Organisation. Dass es diese gerade in Banken in ausgeprägterer Form als in anderen Branchen gibt, ist nachvollziehbar: Die Basis-Regel im Bankgeschäft ist immer „Null-Fehler-Toleranz“ und das ist (auch aus Kundensicht) gut so. Formate wie das Innovation LAB bieten einen erkennbaren, klar abgesteckten, geschützten Raum. Zu Gunsten höherer Geschwindigkeit (und damit einer für die Organisation insgesamt effizienteren Ressourcen-Allokation) können die sonst üblichen Spielregeln temporär gelockert werden – natürlich unter der Prämisse, dass etwa nur Dummy-Daten verwendet werden. Die Kolleginnen und Kollegen, die für den Zeitraum eines Durchlaufs in Vollzeit im LAB arbeiten, konzentrieren sich dort voll  auf ihr jeweiliges Innovationsprojekt. Nicht primär in Restriktionen, sondern in Lösungsansätzen zu denken, fällt so deutlich leichter.

Nicht abschotten

Innovationen in ihrer Entstehungs- und Prototypenphase zu schützen darf nicht damit verwechselt werden, sie vollständig abzuschotten. Zum Abschluss einer Lab-Phase stellt sich zwangsläufig die Frage, wie es weitergeht. Drei Optionen gibt es: Ausgründen, einstellen oder intern weiterführen. Wird das Lab-Format innerhalb der Organisation als Black Box wahrgenommen, kann die spätere Integration eines Prototyps in der Linie kaum gelingen – sei es weil für den Live-Betrieb entscheidende Faktoren schlicht vergessen wurden (statt sie eventuell bewusst temporär auszuklammern) oder weil die Akzeptanz bei denjenigen, die nicht selber an der Entwicklung beteiligt waren, fehlt („not invented here“). Die Scrum-Methodik sieht deshalb die regelmäßige Einbindung relevanter Stakeholder ausdrücklich vor.

Stärkung der Unternehmenskultur

Die gesamte Lab-Phase über gilt es den Kontakt zum Rest der Organisation zu halten, nicht nur, um die Akzeptanz für die entwickelten Prototypen zu erhöhen, sondern auch um die Mentalität und die Arbeitsweise im Lab weiter in die Organisation zu tragen. Die involvierten Kolleginnen und Kollegen wirken nach der Rückkehr in ihre Linien-Tätigkeiten als Multiplikatoren. Durch internes Marketing und Veranstaltungen werden weitere Kolleginnen und Kollegen motiviert, vorbeizukommen und sich selber einen Eindruck zu machen. Eine Schleuse zur Dekontamination vor Betreten des Innovationsschutzgebietes gibt es übrigens nicht – die Türen zum Innovation LAB sind immer offen.

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